Ein offenes Wort zu den Gaspreisen
(vom 29.09.2004) In den Massenmedien finden sich zur Zeit beinahe tagtäglich Schlagzeilen zu den bundesweiten Erhöhungen der Erdgaspreise. Politiker fordern die Abkopplung des Erdgaspreises vom ölpreis. Die heftigen Diskussionen werden kontrovers geführt und sind nicht immer sachlich fundiert.
Natürlich ist es verständlich, dass sich der Verbraucher über steigende Preise ärgert, andererseits kann er immer weniger die Situation am Erdgasmarkt durchschauen.
Erdgas ist ein Naturprodukt und kommt nur in wenigen Ländern vor. Deutschland ist derzeit zu rd. 80 % auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Nur rd. 20 % des deutschen Erdgasaufkommens kommt aus eigenen Förderquellen. Liefernde Länder sind im wesentlichen Russland, Norwegen, die Niederlande sowie Großbritannien und Dänemark.
Langfristige Verträge bieten den deutschen Importeuren Sicherheit für die Erdgasbezüge von den wenigen ausländischen Erdgasproduzenten. Die Laufzeiten gehen zum Teil über das Jahr 2025 hinaus.
In diesen Verträgen sind jedoch keine konkreten Preise festgeschrieben, da sie sich flexibel an der jeweiligen Wettbewerbssituation am Markt orientieren müssen. Daher werden Preisformeln vereinbart, die sich an der wichtigsten Konkurrenzenergie im Markt, nämlich dem Heizöl, orientieren. Das ist die in der letzten Zeit häufig genannte ölpreisbindung. Die Erdgaspreise folgen dem aktuellen ölpreis mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa einem halben Jahr.
Diese ölpreisbindung garantiert, dass Erdgas wettbewerbsfähig gegenüber dem Heizöl angeboten werden kann. Die ölpreisbindung ist nicht gesetzlich verankert. Sie ist aber auch nicht die Erfindung der deutschen Importeure, sondern grundlegender Bestandteil der langfristigen Verträge. Eine Abkopplung vom ölpreis würde nicht zwingend zu niedrigeren Erdgaspreisen führen. Eine Abkopplung wäre für Deutschland nur dann durchsetzbar, wenn Gas langfristig in ausreichender Menge von einer Vielzahl von Produzenten zu Preisen beschafft werden könnte, die unter dem ölpreisniveau liegen. Dies ist aber nicht absehbar.
Die ölpreisbindung verhindert, dass die dominierenden Erdgasförderländer bei sinkenden ölpreisen ihre Marktmacht ausspielen und die Gaspreise hoch halten. Bei sinkenden ölpreisen sinken die Gaspreise dann ebenfalls. Das System der ölpreisbindung wird von Verbraucherseite meist in Zeiten hoher Heizölpreise kritisiert, obwohl sie bei einem niedrigeren ölpreis von dann auch wieder niedrigeren Gaspreisen profitieren. Die Preisbindung macht also Sinn und ist keine Einbahnstraße nach oben.
Die Preise für leichtes Heizöl sind bekanntermaßen weltweit im Jahr 2004 angestiegen und sie steigen immer noch. Diese Entwicklung wirkt sich nun mit zeitlicher Verzögerung auch in unserem Versorgungsgebiet auf die Gaspreise aus. Denn auch unser Bezugspreis für Erdgas ist an die ölpreisentwicklung gekoppelt.
Die Stadtwerke Mühlhausen GmbH wird die Gaspreise zum 01. Oktober 2004 um netto 0,2 Cent/kWh erhöhen. Dies gilt für die Allgemeinen Tarife und für das Sonderabkommen City Gas.
Was bedeutet das nun für unsere Kunden? Zwei Beispielfälle:
1. Ein Kunde, der Erdgas nur zum Kochen und zur Warmwasserbereitung verwendet, hat bei einem Jahresverbrauch von 7.000 kWh jährliche Mehrkosten von 16,24 EUR einschließlich Umsatzsteuer.
2. Ein Kunde, der Erdgas auch für seine Heizung benötigt, hat bei einem Jahresverbrauch von 25.000 kWh Mehrkosten von 58 EUR/Jahr einschließlich Umsatzsteuer.
übrigens ist dies die erste Preiserhöhung seit dem 01. Juli 2003, zum 01. Januar 2004 hatten wir die Gaspreise wieder gesenkt. Und noch eine Bemerkung sei erlaubt:
Die Erdgassteuer, welche die Gaspreise im Jahr 2002 in Höhe von 0,364 Cent/kWh belastete, beträgt inzwischen bereits 0,55 Cent/ kWh.
Quelle: Stadtwerke Mühlhausen GmbH